Service-Check: Unterstützungsangebote bei Neurodermitis

Shownotes

In dieser Folge dreht sich alles um Unterstützungsangebote für Menschen mit Neurodermitis. Denn für die Bewältigung der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung können neben der passenden Therapie noch weitere Angebote herangezogen werden: dazu gehören digitale Angebote wie Apps, Reha-Aufenthalte oder ein Schwerbehindertenausweis. Welche Möglichkeiten es für Betroffene gibt, wie diese bei Neurodermitis unterstützen können und wie man sie in Anspruch nehmen kann, erklärt der Dermatologe Dr. Andreas Pinter. Gemeinsam mit Moderatorin Alissa Stein und ihrem Co-Moderator und Dermatologen Dr. Max Tischler gibt er praktische Tipps für Betroffene, die bei der Suche und Inanspruchnahme der unterschiedlichen Unterstützungsangebote helfen können.

Du hast noch keinen passenden Dermatologen bzw. keine passende Dermatologin gefunden? Dann kann Dich unser Ärztefinder bei der Suche unterstützen. Weitere Anlaufstellen und Unterstützungsangebote sowie Informationen zur Teledermatologie findest Du ebenfalls auf unserer Website. Wie die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises abläuft und welche Vorteile er bei Neurodermitis bringen kann, berichtet Laura in ihrem Blogbeitrag „Behindertenausweis aufgrund von Neurodermitis!?“. Hör für weitere Infos zum Thema Reha auch in unsere sechste Podcast-Folge „Neurodermitis auf Reha – eine Familie, ein gemeinsames Ziel“ rein.

Weitere Informationen findest Du hier: www.leben-mit-neurodermitis.info

Du hast Feedback für uns oder weitere Fragen? Schreib uns auf Instagram @lebenmitneurodermitis.info

MAT-DE-2501166-1.0-04/2025 / MAT-DE-2500710-1.0-02/2025

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Dr. Max Tischler [7: Die Antwort ist da erstmal kurz gesagt ja. Und es geht ja bei der Reha neben der gezielten Behandlung der Neurodermitis, also der Verbesserung von Hautzustand und der Reduktion von Symptomen, zum Beispiel vor allem des Juckreizes, aber eben auch der Hautsymptome, darum, die psychischen Belastungen der Neurodermitis zu verbessern und denen auch insgesamt erstmal zu begegnen, zum Beispiel der Stress im Alltag, was ja auch ein häufiger Trigger, ehrlich gesagt, ist und durch diesen ganzheitlichen Behandlungsansatz eben nicht nur Symptomkontrolle, sondern eben auch der, ja, ich sage gerne, Blick über den Tellerrand auf Begleiterkrankungen, aber eben auch auf die inneren Belastungen, da hilft dann natürlich die Reha durchaus akut, aber eben auch vor allem langfristig. Und man nimmt ja aus so einem Reha-Aufenthalt dann immer auch etwas, ja, ich sag mal, mit nach Hause, wo man halt eben dann eine Strategie möglicherweise innerhalb der Reha entwickelt hat, die dann eben auch im häuslichen Umfeld, im Alltag dann hilft, mit der Neurodermitis sowohl akut als auch dann eben mit den Begleiterkrankungen der Neurodermitis klarzukommen. Da hilft es halt ganz wichtig, die präventiven Maßnahmen eben zu erlernen, die man dann im Alltag anwenden kann, und das ist, ehrlich gesagt, das, was ich meinen Patientinnen und Patienten immer ganz doll an die Hand gebe. Es macht natürlich Sinn, den Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen der Reha dort zu haben und sich darüber mal auszutauschen, wie ist das zum Beispiel im Rahmen der Ausbildung, im Rahmen der Schule? Wie ist es im Beruf? Wie ist es denn auch in der Partnerschaftssuche möglicherweise. Das halte ich für ganz, ganz wichtig und finde ich besonders vorteilhaft im Rahmen einer Reha-Maßnahme. Und zu Deiner zweiten Frage, ja, auch bei den atopischen Begleiterkrankungen, das kann ja zum Beispiel das Asthma sein oder auch das Thema der Allergien, die neben der Neurodermitis auftreten können, kann eben eine Reha hier hilfreich sein, denn eben allein auch durch die Umweltfaktoren, die ja möglicherweise aufgrund der klimatischen Bedingungen dort etwas weniger ausgeprägt stattfinden, kann es eben helfen, dass dann diese Begleiterkrankungen verbessert werden, dass man aber auch darüber sprechen kann, dass man möglicherweise auch da Strategien entwickeln kann. Da muss man aber immer ein bisschen individuell schauen, dass eben das Reha-Angebot der jeweiligen Klinik, je nachdem, ob es Berge oder Meer sein soll, dann eben auch zu den Begleiterkrankungen und zu der Erkrankung selber passt. Das hat insbesondere bei den Allergien, aber auch bei dem Asthma, ist ein wichtiges Thema, und da macht es natürlich Sinn, dies mit der Dermatologin oder dem Dermatologen des Vertrauens einmal zu besprechen.

Alissa Stein: Prima, das hilft bestimmt ganz vielen Zuhörerinnen und Zuhörern weiter. Halten wir also mal fest, dass ein Reha-Aufenthalt eine gute Unterstützung bei der Neurodermitis-Behandlung sein kann. Andreas, wie erkenne ich denn meinen eigenen Rehabilitationsbedarf?

Dr. Andreas Pinter: Auch das ist eine gute Frage, weil, nicht jeder wird sofort angesprochen, auch von Ärztinnen oder Ärzten oder auch Hausärzten, ob dass man wirklich auch eine Reha bekommen kann und dass man vielleicht auch sich dafür qualifiziert. Generell kann man vielleicht ganz kurz sagen, wenn die Erkrankung, die Neurodermitis, einfach den Hauptteil des Lebens einnimmt, wenn das Ganze nicht mehr zu kalkulieren ist, das heißt sowohl im Arbeitsleben die Neurodermitis viel zu stark sich breit macht, auch im privaten Leben, in der Partnerschaft, bei den Hobbys, im sozialen Leben, also wenn dort einfach, kurz gesagt, die Neurodermitis überhandnimmt und nicht gut kontrolliert ist, ob mit oder ohne Therapien, und wenn man wirklich sehr darunter leidet, und das tun die meisten ja, die betroffen sind, dann hat man sicherlich eine gute Chance auch, dass man einerseits eine Reha zugesprochen bekommt, aber andererseits wird es dann wahrscheinlich auch Zeit.

Alissa Stein: Ja, es ist auch wirklich erschreckend, welche Auswirkungen die Neurodermitis auf den Alltag haben kann. Ich glaube, das ist auch vielen Außenstehenden gar nicht so bewusst. Also danke da Dir für die Einordnung. Lass uns direkt weitermachen mit einer praktischen Frage: Wie stelle ich denn einen Reha-Antrag und was muss ich dabei beachten? Da habe ich schon wirklich die wildesten Geschichten zu gehört.

Dr. Max Tischler: Ja, da wollen wir natürlich auch ein bisschen was klarstellen und ich versuche das mal möglichst kurz und prägnant zusammenzufassen. Man muss ganz klar erstmal wissen, nicht jeder Arzt, nicht jede Ärztin spricht einen vielleicht aktiv darauf an, deswegen schadet es eben nicht, einmal beim Dermatologen oder bei der Dermatologin selber vorbeizuschauen und das einmal aktiv anzusprechen, denn die meisten unserer Kolleginnen und Kollegen wissen sehr genau, wie das Ganze funktioniert. Zunächst braucht man natürlich dann irgendwo so ein bisschen diese ärztliche Empfehlung oder eben eine Bedarfsbestätigung. Das ist wie so eine Art Überweisung, und dann gilt es natürlich eben die passende Einrichtung zu finden. Da kann man natürlich entweder als Betroffener oder Betroffene selbstständig recherchieren, und hier macht es aber auch manchmal Sinn, einfach den Dermatologen oder die Dermatologin zu fragen, denn man kennt ja verschiedene Einrichtungen als Dermatologe und kann dann auch vielleicht die ein oder andere Empfehlung aussprechen oder zumindest eine gewisse Empfehlung für einzelne Kliniken oder Reha-Orte geben. Dann muss natürlich ein entsprechender Antrag gestellt werden. Das ist immer dann, wenn man als Kind läuft das über die Eltern oder wenn man im Berufsleben ist, Ausbildung, Berufsleben, dann funktioniert das alles über die Deutsche Rentenversicherung. Da braucht man einen Antrag, den der quasi Patient oder Patientin ausfüllt, und da gibt es immer so einen ärztlichen Befundbogen, den muss dann Arzt oder Ärztin eben ausfüllen, und gemeinsam wird das dann alles einmal an die Deutsche Rentenversicherung geschickt. Das findet man dann eben auch auf der entsprechenden Internetseite der Deutschen Rentenversicherung. Wenn es so wäre, dass man selber schon in Rente ist, dann ist nicht mehr die Deutsche Rentenversicherung, sondern dann die eigene gesetzliche Krankenkasse zuständig. Das ist aber, wenn ich das aus meiner Erfahrung sagen darf, tatsächlich, relativ selten kommt das vor. Das habe ich hier in meiner Praxis schon länger nicht mehr gemacht, weil die meisten Neurodermitis-Betroffenen natürlich doch eher noch im berufstätigen Alltag unterwegs sind. Wenn ich das dann alles gemacht habe, dann kann man dort im Antrag auch die Wunschklinik nennen und dann kriegt man vielleicht das zugesprochen, was man vorher mit dem Dermatologen oder Dermatologin besprochen hat, denn die Wunschklinik geht auch so ein bisschen vor, sodass das, wenn es irgendwie kapazitätsmäßig geht, das auch realisiert wird. Man muss aber, und das sollte man nicht vergessen, ein bisschen beachten, so ein Antrag braucht Zeit. Das geht nicht ganz, ganz flott. Das kann einfach mehrere Wochen tatsächlich dauern, bis so ein Reha-Antrag genehmigt wird, und dann geht es natürlich auch noch darum, wann ist Kapazität in der jeweiligen Klinik, möglicherweise der Wunschklinik da, und da kriegt man halt eben dann gewisse Vorschläge für den Reha-Aufenthalt, der drei, vier Wochen dauert. In der Regel sind es am Anfang drei Wochen und das kann man aber dann auch nochmal verlängern. Und deswegen macht es Sinn, und das würdet Ihr vielleicht nochmal hier mitnehmen können, dass man den Antrag wirklich frühzeitig einreicht, denn wenn er denn genehmigt ist, kann man den eigentlichen Aufenthalt natürlich noch ein bisschen nach hinten schieben, wenn eben alle Unterlagen vollständig da sind.

Alissa Stein: Oh super, danke schön. Das war sehr aufschlussreich. Jetzt habe ich noch eine letzte Frage zum Thema Reha, Andreas, die ist an Dich: Vielleicht kannst Du einmal kurz beschreiben, wie eine Reha bei Neurodermitis abläuft und welche Therapien dort angeboten werden.

Dr. Andreas Pinter: Natürlich, sehr gerne, und ich kann dem Max absolut recht geben, bitte aktiv ansprechen und frühzeitig ansprechen, und dann kann man sicherlich auch so seinen Wunschort und seine Wunsch-Reha aussuchen. Das kann ich absolut bestätigen. Wie läuft sowas dann ab? Also generell ist es so, dass man sicherlich schon so um die drei bis vier Wochen einrechnen muss. Das ist so die durchschnittliche Zeit, die so ein Reha-Aufenthalt in der Tat beinhaltet. Die Tage im Reha-Aufenthalt sind in der Regel teilweise verplant, also man hat in der Tat auch ein gewisses Programm. Das ist natürlich individuell, je nach Einrichtung und je nach Patient oder Patientin unterschiedlich. Das kann zum Beispiel über Hautpflege, über Stressbewältigung, Ernährungsberatung spielt immer eine wesentliche Rolle, Bewegungstherapie, das kann ganz unterschiedlich aussehen, das kann sowohl draußen in der Natur als auch zum Beispiel im Sportstudio stattfinden. Psychologische Unterstützung finde ich immer ganz, ganz wichtig, wird dort häufig auch angeboten, und das, was der Max individuell auch sagte, dass man mit Patienten zusammen ist, das ist enorm wichtig, weil man weiß oder man lernt im Prinzip auch von anderen Patienten, wie geht man mit der Erkrankung um. Man lernt letztendlich auch andere Menschen kennt und weiß oder erkennt, man ist nicht alleine, und ich musste eben nur ein bisschen schmunzeln, als der Max das gesagt hat, es sind auch Partnerschaften entstanden auf Reha-Einrichtungen oder in Reha-Zeiten. Also so weit kann in der Tat das Ganze auch gehen. Aber generell ein gutes, durchdachtes Portfolio an Maßnahmen, die dort angeboten werden, trotz alledem auch noch relativ viel Freizeit.

Alissa Stein: Ah, vielen Dank. Jetzt haben wir alle ein sehr gutes Bild von der Reha als Unterstützungsangebot bei Neurodermitis bekommen, und wenn Ihr noch mehr zum Thema Reha wissen möchtet, dann hört doch gerne mal in die sechste Folge unseres „Leben mit Neurodermitis – Der Hautnah-Podcast“ rein, denn dort berichtet eine betroffene Familie von ihrer Reha-Erfahrung. Den Link, den findet Ihr wie immer in den Shownotes, denn auch für Kinder, die von Neurodermitis betroffen sind, gibt es Möglichkeiten, eine Reha wahrzunehmen, was sehr, sehr hilfreich für die ganze Familie sein kann. So machen wir mal weiter. Max, welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Eltern darüber hinaus denn noch?

Dr. Max Tischler: Da gibt es noch einige. Klar ist natürlich, wenn ein Kind von Neurodermitis betroffen ist, das stellt alle Eltern, die hier uns zuhören, im Alltag natürlich vor durchaus große Herausforderungen, und da gibt es natürlich erstmal die Kinderärztinnen und Kinderärzte, aber auch die Dermatologinnen und Dermatologen, die man eben um Rat bitten kann, wo man Fragen beantwortet bekommt und die auch gegebenenfalls weitere Anlaufstellen vermitteln können. Es gibt aber auch, und das darf man auch, glaube ich, genauso aktiv wie eine Frage nach einer Reha ansprechen, ist das Thema einer Neurodermitis-Schulung für die Eltern, das gibt es nämlich hier in Deutschland, es gibt aber natürlich auch noch Selbsthilfegruppen zum Austauschen mit anderen Eltern, es gibt durchaus die eine oder andere Beratungsstelle und es gibt auch Infos dort über die finanzielle Unterstützung, die eben beantragt werden kann, wie zum Beispiel auch das Pflegegeld. Das macht also Sinn, sich durchaus zu informieren, welche Optionen einem denn da gerade auch als Familie eines von Neurodermitis betroffenen Kindes zur Verfügung stehen, und für das eine oder andere macht eben dann auch eine Überweisung von einem Dermatologen oder vom Kinderarzt Sinn, wo dann einfach die Diagnose nochmal fest draufsteht. Das macht manchen Weg, als kleinen Tipp aus dem Alltag, manchmal etwas einfacher, als wenn man so gar nichts in der Hand hat. Dann kommt man da auch schon zügig weiter.

Alissa Stein: Ja, absolut, und das beruhigt bestimmt auch ganz, ganz viele Eltern, deren Kinder von Neurodermitis betroffen sind. Du hattest ja bereits die starken Belastungen, die mit der Neurodermitis im Alltag einhergehen können, angesprochen. Welche Möglichkeiten habe ich denn neben der Reha auch diesen zu begegnen?

Dr. Max Tischler: Kurz gesagt, nein. Es gibt natürlich keine Garantie, dass ich das habe oder nicht habe, und da muss man auch wirklich sagen, dass nicht jeder Betroffene oder jede Betroffene, die eine Neurodermitis haben, automatisch eine Lebensmittelallergie haben. Es gibt Betroffene, die durchaus eine Unverträglichkeit oder sogar eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel haben oder haben können. Dabei finde ich immer wichtig zu sagen, Unverträglichkeiten sind eben jetzt mal nicht so einfach testbar, dass ich einen Wert Natürlich gibt es individuelle Strategien, die natürlich bei der Bewältigung der Neurodermitis im Alltag helfen können. Gerade das Thema Stressreduktion, Stressvermeidung und der Umgang mit positiven wie aber auch negativen Stress können da halt durchaus helfen. Wichtig ist aber auch, dass wir, obwohl wir ganz viel tun und vielleicht auch ernährungstechnisch unterwegs sind, da gibt es natürlich ganz viele Angebote, dass man aber trotzdem mit den Dermatologinnen und Dermatologen bespricht, dass es möglichst eben auch frühzeitig eine ganzheitliche und langfristige Therapie für die Betroffenen gibt, denn ganz ohne Therapie, nur durch Unterstützungsangebote kommen wir natürlich auch nicht weiter, und da kann es halt eben helfen, wenn man sich selber auch einfach proaktiv nochmal beim Dermatologen oder Dermatologin informiert, auch wenn man da vielleicht schon etwas länger nicht gewesen ist oder noch nie war, weil es bisher der Hausarzt und die Hausärztin besprochen hat, dass man da sich wirklich im Arztgespräch dann auch nochmal nach modernen Therapieoptionen, Dingen, die in den letzten Jahren in der Forschung dazugekommen sind, einfach mal informiert und da ist tatsächlich was dazugekommen und deswegen schadet es auch nicht, auch wenn man länger vielleicht nicht mehr da war, doch nochmal bei seinem Dermatologen vorbeizuschauen oder dann auch nochmal Überweisungen für die Hautklinik zu fragen, wenn der Dermatologe oder die Dermatologin da nicht ganz so up to date vielleicht ist.

Alissa Stein: Dankeschön, Max. Und ich denke, ich kann hier an dieser Stelle auch nochmal wiederholen, dass es wirklich wichtig ist, offen und ehrlich über die Belastungen der Neurodermitis im Alltag mit dem Dermatologen oder der Dermatologin zu sprechen, um die passende Therapie und geeignete ergänzende Maßnahmen, wie etwa jetzt die Reha, haben wir gerade darüber gesprochen, zu finden. Jetzt möchte ich gerne noch auf ein weiteres Thema zu sprechen kommen, und das hat vor allem bei unserer Community auf ganz großes Interesse gestoßen, denn es geht um den Schwerbehindertenausweis. Andreas, kannst Du uns sagen, wann mit Neurodermitis ein Anspruch besteht und was es auch mit diesem Grad der Behinderung auf sich hat?

Dr. Andreas Pinter: In der Tat, das wissen, glaube ich, viele gar nicht, dass man mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung wie einer Neurodermitis auch einen Schwerbehindertenausweis beantragen kann. Das ist natürlich etwas, was abhängig ist vom Schweregrad der Erkrankung. Das heißt, hier muss eine Chronizität vorherrschen, das heißt, das Ganze muss wirklich mehr oder weniger über lange Zeit bestehen und auch in einem gewissen Schweregrad sein. Dann kann es in der Tat dazu kommen, dass man einen sogenannten GdB, also Grad der Behinderung, von ungefähr oder bis zu 50 Prozent erreichen kann, und das hat in der Tat einige Vorteile, wenn man das Ganze auch hat. Wie funktioniert das? Das Ganze wird natürlich behördlich aufgrund von meistens in der Regel Aktendaten eingeschätzt. Das heißt, da gibt es dann bestimmte Mediziner, die da auch geschult sind, die anhand der Daten feststellen, ob ein Grad der Behinderung vorliegt oder nicht. Wenn das Ganze letztendlich stattgefunden hat, in der Regel bekommen diese Behörden die Daten dann von den behandelnden Ärzten, das heißt, wenn man das Ganze beantragt, möglichst viele Ärzte, also nicht nur den Hausarzt, sondern auch gerne den Hautarzt oder andere Ärzte angeben, je mehr Daten diese Behörden bekommen, desto besser können sie das einschätzen und desto höher ist auch die Chance, dass man einen Grad der Behinderung bekommt. Wenn man den hat, wie gesagt, hat das auch einige Vorteile, in dem Sinne, wenn wir vielleicht gleich nochmal drüber reden, aber nicht unwichtig zu wissen, dass das Ganze besteht und auch da gerne den Dermatologen oder die Dermatologen fragen, wie man dazu kommt.

Alissa Stein: Genau, über die Vorteile werden wir gleich nochmal sprechen, aber Andreas, wenn ich Dich richtig verstehe, dann könnten bestimmt einige Menschen mit Neurodermitis einen Schwerbehindertenausweis beantragen, schließlich leiden ja rund 12 % der Betroffenen an einer schweren Ausprägung der Hauterkrankung. So, Max, jetzt an Dich einmal die Frage: Welche Vorteile kann der Ausweis eigentlich konkret im Alltag bringen?

Dr. Max Tischler: Ja, das können einige Vorteile und Erleichterungen sein. Das kann zum Beispiel eine Steuervergünstigung sein, zum Beispiel bei der Kfz-Steuer oder im öffentlichen Nahverkehr. Das kann der Anspruch auf zusätzliche Urlaubstage im Beruf sein oder aber auch der Anspruch auf Rehabilitationsmaßnahmen und auch die sozialrechtliche Unterstützung, um da einige zu nennen. Da muss man sagen, kann man sich aber auch nochmal weitergehend informieren und ist ja auch immer für den individuellen Fall ein bisschen unterschiedlich, was man dann vielleicht auch selber in Anspruch nehmen möchte, aber Ihr hört oder Ihr seht, da gibt es einige Angebote, die eben auch von der Politik, vom Staat gemacht werden, um halt eben der Schwere der Hauterkrankung eben gerecht zu werden.

Alissa Stein: Super, das waren wirklich total hilfreiche Infos. Vielen Dank Euch beiden an dieser Stelle schon mal, und wie gesagt, das war auch ein Thema, was unsere Community stark interessiert hat. Und wenn Ihr noch mehr zum Schwerbehindertenausweis bei Neurodermitis wissen wollt, dann schaut auch hier gerne mal auf dem Blog von leben-mit-neurodemitis.info vorbei, da findet Ihr einen Beitrag von der Bloggerin Laura, die ihre Erfahrungen zu dem Thema teilt. Und auch diesen Link, den findet Ihr natürlich in den Shownotes. Jetzt möchte ich noch ein drittes Serviceangebot mit Euch besprechen, bei dem es viele verschiedene Optionen gibt, die sich ständig weiterentwickeln. Die Rede ist von der sogenannten Telemedizin. Andreas, kannst Du uns kurz erklären, was man sich darunter vorstellen kann und wie das auch bei der Neurodermitisbehandlung eingesetzt werden kann?

Dr. Andreas Pinter: Telemedizin, oder man kann auch Teledermatologie dazu sagen, das beschreibt so ein bisschen der Name auch schon, das heißt, dass man gar nicht mehr direkte Termine beim Arzt ausmachen muss, sondern man kann im Prinzip ärztliche Hilfe, in der Regel ist das auch in der Tat ärztliche dermatologische Hilfe, von der Ferne aus in Anspruch nehmen. Das heißt, dass man über bestimmte Plattformen sich einwählen kann, man kann Bilder verschicken und kriegt dann meistens innerhalb von 24 Stunden Empfehlungen, dermatologische Empfehlungen, wie man mit bestimmten Situationen umgehen muss. Das hilft einerseits bei der Neurodermitis oder vielleicht auch bei Komplikationen der Neurodermitis. Ich denke da zum Beispiel an bakterielle Infektionen. Man ist gerade unterwegs, man ist sich unsicher, was muss man machen? Da kann zum Beispiel die Teledermatologie eine sehr, sehr gute Unterstützung bieten, und das andere, was auch noch so modern ist und immer weiter entwickelt wird, sind sogenannte Applikationen, Apps. Die kennen wir ja aus unseren Smartphones. Und auch da gibt es individuelle Apps, die zum Beispiel in bestimmten Situationen Betroffenen Empfehlungen geben können, wie gehe ich mit der Pflege um oder was kann ich bei bestimmten Situationen machen? Die sind teilweise auch interaktiv, sodass man da individuell sogar Empfehlungen bekommen kann. Man kann zum Beispiel auch seinen Krankheitsverlauf digital aufnehmen und kann das dann individuell mit dem Behandler, der Behandlerin besprechen, dass man sagt; „Mensch, jetzt in dem Moment, wo ich gerade in der Praxis bin, sieht die Haut gut aus, aber das war vor drei, vier Wochen noch ganz anders“. Also da können Applikationen ebenfalls sehr gute Unterstützung bieten.

Alissa Stein: Ja, also Max, dann kann ich ja auch von zu Hause eine dermatologische Beratung und Unterstützung bekommen. Muss ich denn überhaupt noch in die Praxis gehen?

Dr. Max Tischler: Ja, also schöne digitale Welt – und wir haben die ja auch bei uns in der Praxis, das Angebot an Patientinnen und Patienten, und ich finde das auch gerade im akuten Schub total klasse, eben eine niederschwellige, einfache, ja, Kontaktmöglichkeit zu Fachärztinnen und Fachärzten zu bekommen, und genauso auch, wenn man vielleicht den Erstkontakt überhaupt mal herstellen kann, ob es dann Sinn macht möglicherweise auch eine weitere Fahrtstrecke auf sich zu nehmen, aber ansonsten macht es natürlich Sinn, einen Termin in der Praxis dann wahrzunehmen, denn man muss ja auch natürlich sagen, auch wenn hinter den meisten Apps Dermatologinnen und Dermatologen stecken und man natürlich auch schon mal einiges auf Basis von den Fotos und den Beschreibungen machen kann, ist es eben wichtig, regelmäßig beim Dermatologen oder bei der Dermatologin seines Vertrauens eben in der Praxis zu sein, um die Neurodermitis auch ein bisschen langfristig im Blick zu haben und die Therapie individuell anpassend zu können. Wir brauchen ja auch für gewisse Therapien gewisse Kontrollen und da macht es dann wirklich Sinn, eben auch mal in der Praxis noch vorbeizuschauen. Aber gerade die Kombination aus beiden, digitaler und analoger Welt der Praxis, häufig eben auch als hybrider Versorgungsweg bezeichnet, das ist sicherlich nicht nur die Zukunft, sondern heute schon auch in vielen Bereichen die Realität, denn Apps sind wirklich eine tolle Sache, um zum Beispiel die Wartezeit bis zum Arbeitstermin zu überbrücken, eben auch wie Andreas eben schon gesagt hat, eben im akuten Fall dann auch, wenn beim Praxistermin vielleicht die Erkrankung schon abgeheilt ist oder besser geworden ist vom akuten Fall, dann Bilder zu übermitteln, das macht sicherlich Sinn. Und ja, als Unterstützung für den Alltag funktionieren sie natürlich auch gut, wenn wir hier weniger von der Teledermatologie, sondern vor allem von den Apps reden, wenn es darum geht, an eine Basistherapie zu erinnern, wenn es darum geht, an Strategien zur Bekämpfung von eben Begleiterkrankungen oder Begleitsymptomen psychischer Natur, aber eben auch Stressbewältigung zu denken, da helfen natürlich dann auch Apps besonders gut weiter.

Alissa Stein: Absolut, das ist wirklich toll, was da mittlerweile alles schon möglich ist. Und wenn Ihr noch mehr wissen möchtet, dann schaut gerne auf unserer Webseite vorbei. Da findet Ihr eine Übersicht über verschiedene Teledermatologie-Apps sowie weitere Unterstützungsangebote und natürlich auch die Anlaufstellen. Und den Link, den findet Ihr natürlich auch in den Shownotes. So, lieber Andreas, lieber Max, Ihr habt ja unseren Zuhörerinnen und Zuhörern heute tolle Unterstützungsangebote vorgestellt, die im Alltag mit Neurodermitis unterstützen können. Schon mal danke dafür. Wollt Ihr jetzt unseren Zuhörerinnen und Zuhörern zum Abschluss noch etwas mit auf den Weg geben? Andreas, kannst Du vielleicht starten?

Dr. Andreas Pinter: Ja, auf jeden Fall. Also ich fand das Thema Reha in der Tat extrem wichtig, weil, viele wissen gar nicht, dass man als chronisch Erkrankter mit einer Hauterkrankung, dass man wirklich ein Anrecht darauf hat, in eine Reha zu gehen. Deswegen, ich möchte alle einfach nur motivieren, einfach beim nächsten Praxisbesuch das Ganze mal anzusprechen, vielleicht auch zeitnah zu planen, sodass man dann wirklich in eine Rehabilitationsmaßnahme gehen kann. Und ich kann nur sagen, alle meine Patienten, die das mitgemacht haben, haben davon definitiv profitiert. Die machen das dann wirklich auch regelmäßig. Dementsprechend gerne ansprechen, gerne in Zukunft planen.

Alissa Stein: Vielen Dank! Und Max, Dein zusätzlicher Tipp nochmal?

Dr. Max Tischler: Ich kann mich dem auch nur anschließen. Sprecht das gerne aktiv an, egal ob es die Reha ist, ob es der Schwerbehindertenausweis ist, ob es eine moderne Therapieoption ist. Also Ihr habt sicherlich hier im Podcast auch einige Dinge erfahren, wo man auch wirklich seinen Dermatologen oder seine Dermatologin nochmal darauf ansprechen kann. Und ansonsten auch hier nochmal der Hinweis, so eine Reha ist auch für den Austausch untereinander mit anderen Betroffenen eine richtig klasse Sache und ich kann es nur bestätigen, auch meine Patientinnen und Patienten sind da wirklich happy mit, die finden das richtig gut, eben vor allem, weil man auch mal Gleichgesinnte irgendwie dann trifft im Rahmen so eines Aufenthaltes und das kann doch nur wirklich helfen bei der Bewältigung dieser Hauterkrankung.

Alissa Stein: Ja, und wenn ich Euch richtig verstanden habe, dann ja sogar manchmal auch die Partnerin oder Partner fürs Leben. Ja, vielen, vielen Dank Euch beiden. Heute hat sich alles um das Thema Service und Unterstützungsangebote bei Neurodermitis gedreht und wir haben verschiedene Optionen kennengelernt. Danke, Andreas, dass Du Deine Erfahrungen und natürlich auch Dein Expertenwissen mit uns geteilt hast, und vielen Dank Euch beiden für den wieder einmal sehr interessanten Austausch.

Dr. Andreas Pinter: Sehr gerne. Vielen Dank.

Dr. Max Tischler: Ja, sehr gerne. Hat wieder Spaß gemacht, spannendes Thema heute gewesen.

Alissa Stein: Total, und ich habe auch schon mal einen geheimen Teaser für die nächste Folge für Euch, denn da wird es um das Thema Allergien gehen, eine zusätzliche Belastung, die viele Menschen mit Neurodermitis kennen. Bleibt also dran und abonniert den Podcast, damit ihr keine neuen Folgen verpasst. Und Ihr möchtet die Zeit dazwischen nutzen und Euch weiter über Neurodermitis informieren und mit anderen Betroffenen austauschen? Dann schaut gerne auf unserer Webseite leben-mit-neurodermitis.info und auch unserem Instagram-Kanal leben_mit_neurodermitis.info vorbei. Ja, und wenn Ihr noch weitere Fragen rund um das Thema habt, dann schickt uns doch gerne eine Direktnachricht über unseren Instagram-Kanal. Und wenn Euch diese Podcast-Folge hier gefallen hat, dann freuen wir uns riesig über eine 5-Sterne-Bewertung. Bei Spotify geht das ganz, ganz schnell, Ihr müsst dazu nur ganz oben links bei unserer Show auf die Sterne klicken. So, lieber Max, lieber Andreas, vielen, vielen Dank und Euch danke fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal.

Alissa Stein: Die Folge wurde präsentiert von Sanofi und Regeneron.

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